Klassiker der Literatur: Theodor Fontane (1819–1898)

 

 

 

 

 

 

Tu ich einen Spaziergang machen,
Beschäft`gen mich immer allerlei Sachen.
In das Kommende sich versenken,
Tod und Sterben überdenken.-
Gibt es so was wie Fortschritt auf Erden,
Oder werden wir alle russisch werden.
Sollen wir was für den Himmel tun,
Alle diese Fragen ruhn.
Immer nur allerkleinste Sachen
Dürfen einen Anspruch machen.
Warum sind Müllers ausgeblieben?
Warum hatte Schulze nicht geschrieben?
Werd ich Meyer im Park begegnen?
Wird es schön Wetter oder wird es regnen?
Und im immer weitern Schreiten
Wechseln so die Nichtigkeiten

Warum Fontane?
Was hat mich zu diesem Buch inspiriert?
Vor allem die große Ruhe und Gelassenheit, die über diesem Leben liegt.
Der Sinn für Größe und Geschichte.
Der romantische Zug, der über alles hingeht.
Dazu die ausgeprägt preußische Haltung, das Plädoyer für "festes Gesetz und festen Befehl".
Märkische Nüchternheit und südfranzösische Lebensheiterkeit.
Die Überzeugung, dass es in der Kunst ohne eine bestimmte Portion Humor nicht geht. Und im Leben erst recht nicht.
Mich hat auch interessiert, was Heimat und Landschaft, Tradition und Sprache für die Poesie und die Kunst generell bedeuten.
Die klassische, von Goethe herkommende Sprache, den gallischen Humor, geimpft mit Berliner Mutterwitz, habe ich bei allen Schriftstellern der zwanziger Jahre - Kerr, Tucholsky, Kästner und vielen anderen - wiedergefunden



Ullstein Verlag Berlin, 1998

 

Fontane - als Journalist, Kritiker und Feuilletonist ist er der Stammvater aller modernen Dichter-Publizisten von Alfred Kerr bis Kurt Tucholsky